Perfekte Eltern in der Hochleistungsgesellschaft
Kann gezielte Förderung Kinder auch überfordern? Wieviel Unterstützung brauchen Kinder von ihren Eltern? Dieser Frage geht Erziehungsexpertin Margrit Stamm bei Gespräch im Riesen 2018 nach.
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Die Zukunft ist digital. Das Lernen wird digital. Das Leben will aber nicht digital werden. Warum wir gerne auf unseren Smartphones wischen und lieber feste und nicht virtuelle Nahrung zu uns nehmen, spannt die Diskussionsebenen in den Köpfen von Eltern, Lehrern, Erziehern ... und Politikern auf – zwischen Totalverweigerung und Digitaleuphorie.
Die Zukunft des Lernens soll digital werden. Was immer das auch heißen mag – im Konkreten. Tablets in die Kindergärten, Smartphones in den Unterricht, Laptops für alle, WLANs ohne Ende. Schulen mit Technik auszustatten erscheint den meisten Menschen als Heilsweg in eine vermutet zukunftsorientierte Pädagogik – vom Kindergarten bis hin zur fortführenden Hochschule. Lehrer werden dann geschult, wie sie den ganzen Technikkram in ihren bewährten Unterricht einsetzen sollten, Eltern sollten die Tablets bezahlen, Ministerien sollten subventionieren. Soweit so schlecht.
Kinder erfahren bis zu diesem Alter keine hinreichende kognitive und neuronale Entwicklung, die sie in die Lage versetzt, gesteuert und gezielt mobile Endgeräte und vor allem deren Inhalte, die digitalen Medien kritisch zu verstehen und im Sinne von Lern- und Kompetenzzielen einzusetzen – selbst wenn diese vorgegeben würden. Das erstaunt so manchen Pädagogen und Erzieher, erzählen sie doch immer wieder gern, was für tolle Videos der Nachzögling doch gemacht hätte oder wie bunt die PowerPoint-Präsentation gelungen sei. Doch der Eindruck täuscht.
Die Persönlichkeitsentwicklung wird durch deren Nutzung nicht gefördert. Durch die hohe Gefahr, dass das Digitale das Reale verdrängt, bleiben reale Erfahrungen auf der Strecke, die nachweislich die geistige und körperliche Entwicklung des Kindes fördern. Die Verdrängung realer Lebenserfahrungen durch hohe Virtualisierung verhindern die Entwicklung intellektueller Leistungsfähigkeit.
Wenn zum Beispiel ein Kind schon beigebracht bekommt, dass die Lösungen des Lebens bei Google zu finden seien, bekommt es eine Welt vermittelt, die ohne Technologie offenbar nicht zu beherrschen sei. Das reale Leben ist aber vor allem ein Leben ohne Always-On-Technologie, und das Lösen von zwischenmenschlichen Konflikten oder die Entwicklung von kreativen Problemlösungen wird immer die Domäne des Menschen bleiben. Für diese Vermittlung sollte Zeit verwendet werden und nicht für das simple Bedienen von PowerPoint oder Smartphone. Das ist Bedien- und Wischkompetenz aber nicht Medienkompetenz geschweige Digitalkompetenz.
Und dennoch bemüht sich die Politik, digitale Medien in die Kitas und Schulen zu bringen, obwohl es kritische Stimmen aus der Wissenschaft gibt. Die Politik sieht sich unter Handlungsdruck. Sie hat sich das Thema Digitalisierung auf die Agenda geschrieben, ohne Hintergrundwissen und ein Konzept, wie digital wir Bürger eigentlich in Zukunft leben wollen.
Abgesehen von den unterschiedlichen Nutzungen des „Digitalen“ ist die Politik vor allem angstgeleitet, dass ohne Digitalisierung der Lebens- und Wirtschaftsbereiche – und dazu gehört auch die Schule – das Land den internationalen Anschluss verpassen würde. Dabei ist längst bekannt, dass deutschsprachige Länder in der Informationstechnologie noch nie eine Rolle in der Welt gespielt haben. Das wird sich sicher nicht ändern, da die Vorsprünge in der USA und China uneinholbar sind. Also, warum herrscht das Bild in den Köpfen, dass nun alle Kinder und Jugendliche Programmierer werden und Roboter bauen müssen?
Prof. Dr. Gerald Lembke ist neben Ralph Müller-Eiselt (Bertelsmann Stiftung) einer der Vortragenden bei „Gespräch im Riesen" am 27. September 2017.
Bist du vielleicht ganz anderer Ansicht als Prof. Dr. Lembke? Bei „Gespräch im Riesen“ werden konträre Meinungen zum Thema "Die Zukunft des Lernens" diskutiert. Am Podium sitzen neben Nikolaus Glattauer die österreichische Bildungsministerin Dr. Sonja Hammerschmid, sowie die beiden Familien- und Bildungsexpertinnen Dr. Sandra Ballner (Tiroler Landeselternverband) und Barbara Danzl (Swarovski Kristallwelten).
Die etwa dreistündige Veranstaltung kann gegen Voranmeldung unter swarovski.events@swarovski.com kostenfrei besucht werden. Weitere Informationen findest du hier: