Mittwoch, 22. mai 2019

Paul Lewis

am Klavier

Die Möglichkeit, Interpreten über mehrere Jahre hinweg zu begleiten oder sie nach einer längeren Zeitspanne wieder einzuladen und sich mit ihnen auf neue Weise den klassischen Werken anzunähern, gehört zu den großen Vorzügen eines so konzentrierten Festivals wie »Musik im Riesen«. 2011, als der britische Pianist Paul Lewis das erste Mal in den Swarovski Kristallwelten in Wattens gastierte, beschäftigte er sich intensiv mit den Kompositionen Franz Schuberts – unter anderem hatte er mit dem Tenor Mark Padmore kurz zuvor »Die Winterreise« und »Die schöne Müllerin« aufgenommen – und mit den Klavierwerken Ludwig van Beethovens. Nach den Beethoven-Klavierkonzerten spielte er ab 2011 auch alle Beethoven-Klaviersonaten auf CD ein, ebenso die »DiabelliVariationen«. 

Diese »33 Veränderungen C-Dur über einen Walzer von Anton Diabelli« rückt Lewis 2019 in den Swarovski Kristallwelten ins Zentrum seines Konzerts. Er knüpft damit einerseits an die frühere Auseinandersetzung mit dem Werk an, und öffnet andererseits Wege für eine Neuinterpretation.

Paul Lewis ist – neben Till Fellner und Kit Armstrong – einer der drei renommiertesten Pianisten, die bei Alfred Brendel studiert haben. Sein Spiel hat einen charakteristischen Klang, es zeichnet sich durch Eleganz und eine sehr präzise, feinsinnige Interpretation aus. Gerade bei einem Werk wie den »Diabelli-Variationen« bedeutet das eine besondere Differenziertheit und Vielschichtigkeit des Ausdrucks. Beethoven schrieb dieses letzte große Klavierwerk, nachdem der Musikverleger und Komponist Anton Diabelli ihn und andere Wiener Komponisten 1819 um Variationen über ein Thema gebeten hatte. Statt – wie von Diabelli vorgesehen – nur einer Variation komponierte Beethoven 33. Diese stehen einerseits in der Tradition des bisherigen Schaffens für Soloklavier, weisen aber andererseits – wie so oft bei Beethoven – in die Zukunft.

Paul Lewis
© Jack Liebeck
Paul Lewis
© Jack Liebeck

Vierzig Jahre zuvor beschäftigte eine technische Neuerung die Musikwelt: Das Hammerklavier verdrängte zunehmend das Cembalo und Joseph Haydn schrieb die e-Moll-Sonate und acht weitere so, dass sie auf beiden Instrumenten gespielt werden können – mit allen Vorzügen des jeweiligen Instruments. Die »Drei Intermezzi«, im Übrigen auch ein Lieblingsstück von Yuja Wang, die ebenfalls bei »Musik im Riesen« 2019 auftritt, gehören zu den letzten Kompositionen Brahms’. Kurz und konzentriert verlangen sie vom Interpreten »ein feines Verständnis«, wie Clara Schumann schrieb. »Man muß ganz vertraut mit Brahms sein, um sie so wiederzugeben, wie er es sich gedacht«.