Früher an diesem Tag traf ich auch noch auf Christof Dienz, den künstlerischen Leiter und Kurator des fmRiese, der mir einige Fragen zum und rund um das Festival beantwortete.
Christof, kannst du mir kurz erzählen, wie die Idee zum Festival entstanden ist? Stefan Isser, der Geschäftsführer der Swarovski Kristallwelten hat sich ein neues Musikfestival gewünscht und damit ursprünglich Thomas Larcher beauftragt, der auch das Kammermusikfestival leitet. Thomas und ich waren zu diesem Zeitpunkt gemeinsam in London und haben über dieses neue Festival gesprochen. Anfangs sollte ich Thomas dabei helfen – nach einiger Zeit hat er es mir dann komplett übergeben, da er selbst immer viel um die Ohren hat und ohnehin ein anderes Festival betreut. So war das. Das fmRiese hätte ursprünglich ein Elektronik-Festival sein sollen. Ich wollte das Ganze aber breiter aufstellen, um mehr Möglichkeiten zu haben und um moderner aufzutreten. Hätte man 2012 bei der ersten Ausgabe ein Elektronik-Musikfestival installiert, wäre man 20 Jahre zu spät dran gewesen, um innovativ zu sein. Und Innovation ist einer der Grundpfeiler des Festivals.
Es gibt ja jedes Jahr bestimmte Mottos, unter denen das fmRiese steht. Das ist dieses Jahr „Girls and Boy“. Wonach werden die Mottos ausgewählt?
Der Zugang ist ganz unterschiedlich. Manchmal entsteht das Motto aus dem Line-Up heraus. Ich hatte schon länger das Bedürfnis, mehr Frauen zu featuren, weil sie in der Festivallandschaft total unterrepräsentiert sind. Darum fand ich das Motto „Girls and Boy“ ganz witzig: Girls and BOY sind einerseits nur Mädchen, weil BOY eine Mädchenband sind. Andererseits ist es aber doch der Junge. Ich will die Geschlechterfrage nicht überstrapazieren, aber es ist trotzdem wichtig, dass man Frauen auf der Bühne sieht. Es gibt einfach so viele lässige Musikerinnen.
…und wie gehst du an die Auswahl der Bands heran?
Ich gehe in erster Linie davon aus, was mir persönlich taugt. Ich lebe in Wien, gehe dort viel auf Konzerte und schaue mir viel an. Außerdem arbeite ich mit einschlägigen Bookingagenturen zusammen. Es gibt ein gewisses Umfeld, in dem wir uns ansiedeln, und da schaue ich mich um. Natürlich werfe ich auch einen Blick auf aktuelle Releases und Bands, die gerade ein bisschen gehypt werden. Viele Künstler funktionieren aus finanziellen oder zeitlichen Gründen nicht – deshalb kristallisieren sich mit der Zeit dann ohnehin relevante und interessante Musiker für das Festival heraus.
Wie beobachtest du die Entwicklung der österreichischen Musikszene in den letzten Jahren? Inwieweit hat sie sich gewandelt?
Es ist ja ein bisschen ein Hype um österreichische Bands entstanden und aktuell gibt es auch sehr viele gute heimische Bands. Das ganze Umfeld und die technischen Entwicklungen sind professioneller geworden. Viele haben heute ein super ausgestattetes Studio zuhause, wo man irrsinnig gut produzierte Sachen mit wenig Geld ins Netz stellen kann. Der Hype hat sicher auch viel mit den Medien und mit der Zeit, in der wir leben, zu tun. Es ist einfach alles schnell verfügbar. Es ist generell mehr Aufmerksamkeit da, obwohl es in Österreich schon immer gute Bands gab. Natürlich ist es jetzt vielleicht einfacher wegen Bands wie Wanda oder Bilderbuch. Auch in Tirol gibt es gute Leute, die sich durchsetzen, z.B. Manu Delago oder HI5, die auch heuer beim fmRiese spielen.
Welche Ereignisse der letzten fünf fmRiese-Festivals sind dir besonders in Erinnerung geblieben?
Mir gefällt immer etwas, das neu und vielleicht ein bisschen riskant ist. Wir inszenieren jedes Jahr Uraufführungen und Kooperationen. Heuer z.B. mit HI5, die gemeinsam mit dem flexiblen Ensemble KonsTellationen des Konservatoriums und der Sängerin Anna Widauer auftreten. Im ersten Jahr war das Howe Gelb mit Radian, das habe ich in allerbester Erinnerung. Oder elektro guzzi mit Christian Vogel war auch total super und letztes Jahr waren es Attwenger mit der örtlichen Blasmusikkapelle. Es ist auch gut, die heranwachsende Musik-Generation mit einzubinden. Solche Sachen mag ich einfach.
Wie geht es mit dem Festival weiter? Was ist geplant?
Ich habe schon ganz konkrete Ideen und bereits zwei Bands für 2017 fix engagiert. Wir sind ja noch ein junges, zartes Pflänzchen und quasi noch im Aufbau. An erster Stelle steht sicher, gute Acts zu bekommen und die Relevanz und den Bekanntheitsgrad des Festivals anzuheben. Es soll weiterhin eine Schnittstelle zwischen Pop, Elektronik und Neuer Musik bleiben und auch das Experiment muss Platz haben. Ich als Zuhörer suche das auch, darum bleibe ich dem treu.
Zum Abschluss: Welche Musik aus Österreich hörst du gerne?
Koenig