Vom Dauersommer in Asien in den Tiroler Winter: Was ich in der kalten Jahreszeit besonders gerne unternehme, wenn ich nach Hause komme, oder wärmstens empfehlen kann.
Ich kann es mir noch gar nicht vorstellen. Das geht mir immer so, bevor es im Dezember nach Tirol geht. Noch trage ich hier in Vietnam, wo ich derzeit lebe, die leichtesten Sommerkleider, die mein Kleiderschrank zu bieten hat. In Kürze dreht sich das dann schlagartig um: Ich werde jeden Tag in etliche Schichten Gewand schlüpfen, damit ich die Kälte überleben kann.
So ist das, wenn es Sommer und von einem Tag auf den anderen Winter ist. So ist das, wenn man als Auslandstirolerin, die in Asien lebt, zu Weihnachten nach Hause kommt.
Darauf freue ich mich immer „wie ein Christkind“. Auch zu jeder anderen Jahreszeit. Aber es ist besonders schön, wenn das Heimkommen ein so absoluter Kontrast ist. Vielleicht nimmt man so noch bewusster wahr, wie unbestechlich schön die Heimat ist. Märchenlandschaft, Winterwunderland, Tirol ist uns Tirolern besungenermaßen „das Schönste auf der Welt“. Und eine regelrechte Schatzkiste, aus der man sich die besten Erlebnisse fischen kann...
Tipp 1: Ein paar Tage Tiroler Hüttenzauber
Leider komme ich nicht mehr so oft zum Skifahren wie früher, aber auf alle Fälle geht’s immer auf die Piste, wenn der Liebste auch mit nach Tirol kommt – und dann auch gleich ein paar Tage am Stück. Da er Franzose und im Hotelgeschäft tätig ist, wir in Asien also im Hotel leben, möchte er es im Urlaub gerne besonders tirolerisch und vor allem anders. Also haben wir einige der letzten Ski-Kurzurlaube immer auf einer Hütte verbracht.
Unsere Lieblingshütte ist ein Bilderbuchhäuschen am Waldesrand im Skigebiet von Hochfügen im Zillertal. Mit dem Auto kommt man da gar nicht hin, alles, was wir für den Hüttenzauber brauchen, bringen wir also immer mit einem geliehenen Motorschlitten hinauf in die Höh. Der Winter fühlt sich dort oben besonders gut an - still, würzig, klar und rein - und was uns am meisten gefällt: Gleich in der Früh vom Bett aufs Brett - und ab geht die Post.
Hochfügen liegt auf 1.500 Höhenmetern. Das Skigebiet erschließt rund 90 Pistenkilometer und reicht bis nach Kaltenbach, ist also genau das, was wir mögen: Nicht zu groß und nicht zu klein. Auch ein bisschen „weg vom Schuss“, das liegt uns mehr als Skigebiete, in denen der Bär auf den Brettern steppt.
Am Abend kochen wir oft tirolerisch und spielen Karten im Kerzenschein. Und wenn dann auch mal dicke Flocken vom Himmel fallen, die die Tannen vor der Hütte weiß verkleiden, und sich mitunter sogar der Vollmond zu uns gesellt, wenn wir müde in die karierten Betten sinken, dann ist das nicht kitschig, sondern der Traum von der echten Tiroler-Hüttenromantik einfach nur vollends perfekt.
Auch Ed Sheeran ist begeistert vom Tiroler Hüttenzauber, sein neues Video „Perfect“ hat er im Oktober 2017 am Hintertuxer Gletscher gedreht.
Was ich am Rodeln und Winterwandern (oder vielleicht trifft auf mich eher Winterspazieren zu) besonders gerne mag? Dass man es kurzfristig tun kann und nicht viel zusammenzupacken braucht, bevor es hinaus geht in die winterweiße Natur.
Meine liebste Rodelstrecke liegt im idyllischen Ort mit dem idyllischen Namen „Gnadenwald“. Das ist ein kleines Naherholungsgebiet ganz in der Nähe meiner Heimatstadt Hall. Man startet direkt ober dem Alpenhotel Speckbacherhof und stapft ca. 45 Minuten Richtung Hinterhornalm. In der Höhe gibt der Wald tolle Ausblicke auf Gnadenwald und das Inntal frei. Wir sind hier schon als Kinder oft ins Tal gebraust. Ein Fixtermin war jedes Jahr Silvester, da bin ich bevorzugt im Doppelsitzer mit meinem Vater ins Rennen gegangen, weil der es immer ordentlich „tuschen“ ließ und wir den Rest der Familie somit um Längen abhängen konnten, was ein „gutes Neues“ versprach.
Es gibt in dieser Gegend auch viele schöne Winterwanderwege, besonders schön ist der „Besinnungsweg“, der von St. Martin in Gnadenwald ungefähr eine Stunde nach Absam führt – oder umgekehrt. Die neun Stationen entlang des Weges und durch verschneite Wälder, die man zu Fuß oder auf Schneeschuhen abwandern kann, laden zu bewusstem Gehen, Schauen, Hören, Riechen und Fühlen ein, also vermeintlich Unscheinbarem, an dem wir in der Hektik des heutigen Alltags oft vorbeieilen. Hier gilt also das Prädikat “Besonders empfehlenswert“!
Tipp 3: Mit dem Bob durch den Eiskanal
„Mut tut gut“ hab ich kürzlich mal gelesen und vielleicht trau ich mich diesen Winter ja wirklich einmal, was ich mich schon lange trauen will: Durch den Olympia-Eiskanal von Igls zu fegen. Angeblich ist das der Adrenalinkick pur, und wenn ich mir vorstelle, dass man da – Gottlob mit einem Profipiloten – mit bis zu 115 km/h eine kurvenreiche Strecke mitsamt spektakulärem Kreisel absolviert, ist es sicher von Vorteil, wenn hier auch eine Portion Mut vor oder hinter einem sitzt. „Gefühl mit Gänsehautgarantie“ heißt es auch. Na ja, mal sehen...
Tipp 4: Auch wieder einmal danken gehen...
Beten, bitten, danken – und einkehren, nicht nur bei sich selbst. Immer öfter pilgere ich jetzt, wenn ich in Tirol bin, auch an einen Wallfahrtsort. Im Winter spaziere ich gerne von Hall in die bekannte Wallfahrtskirche nach Absam hinauf. Da sitze ich dann vor dem berühmten „Gnadenbild“ und erinnere mich an dessen geheimnisvolle Geschichte.
Sie besagt, dass ein Mädchen, das im Januar 1797 in einem Haus in Absam beim Nähen war, an der Fensterscheibe plötzlich ein Marienbildnis vernahm, das – trotz mehrerer Versuche, es wegzuwischen - nicht verschwand und später in die Pfarrkirche überstellt wurde, wo es bis heute verehrt wird. Hin und wieder singe ich der Muttergottes dann auch mal ein Lied, aber nur, wenn ich alleine in der Kirche bin, weil ich meine „Gesangskünste“ nur jemandem zumuten kann, der alles erträgt und vor allem verzeiht.
Solltet ihr nach dem Besuch in Absam auf ein Tässchen Kaffee und was Süßes gehen wollen, empfehle ich die „Konditorei Mayr“ ganz in der Nähe der Wallfahrtskirche. Mein Bruder holt dort am Wochenende immer die leckersten Kuchen für unsere Eltern ab. Die sprichwörtliche „Crème de la Crème“ oder sozusagen der „Zenit am Tortenhimmel“ ist allerdings die „Konditorei Weiler“ in Hall. Die edlen Köstlichkeiten, die dort angeboten werden, munden nicht nur dem genussverwöhnten Gaumen, sondern sind auch ein echter Augenschmaus.
Tipp 5: Neue Wunderkammern bewundern & Riesenrad fahren
Im vergangenen Sommer hat mir ein Freund einen Wunsch erfüllt, der seit einer gefühlten Ewigkeit schon auf meiner Wunsch-Liste stand: Ein Konzert der Wiener Sängerknaben. Die Goldkehlchen waren in den Swarovski Kristallwelten zu Gast, ein entzückenderes Musikerlebnis gibt es nicht. Auch jetzt im Winter wird es nicht lange dauern, dass ich erneut auf dem Weg nach Wattens bin.
Zum einen möchte ich mir natürlich die vier neuen Wunderkammern anschauen, die die Swarovski Kristallwelten Ende November eröffnet haben. Neben großartigen Künstlern aus Indien, Israel und Mexiko wurde auch der „Gründer-Vater“ der Kristallwelten, André Heller, erneut in Wattens aktiv. Ich bin ein echter Heller-Fan, ihm also immer auf den Fersen, und freue mich daher besonders auf seine neue Wunderkammer, die dem hochaktuellen Thema „Frieden“ gewidmet ist. Unter dem Titel „Heroes of Peace“ hat Heller holografische Projektionen modelliert und so Friedensdenker wie Mahatma Gandhi oder Martin Luther King zum Leben erweckt, deren Botschaften Besucher einladen sollen, darüber nachzudenken, wie jeder einzelne zum Frieden beitragen kann. Eine schöne Idee, Heller halt.
Was ich mit Sicherheit auch machen werde: Eine Runde Riesenrad fahren! Die 33 Meter hohe Attraktion wird anlässlich des „Lichtfestivals“ installiert, das die Swarovski Kristallwelten vom 19. Januar bis 18. Februar 2018 erneut in eine audiovisuelle Show aus drei Akten verwandeln wird.
Dabei geht es um verspielte und verrückte Träume des Riesen, viel Licht und Klang, auch Lichtgestalten in Form von Tieren trifft man an, kurz: Das Ganze wird ein riesengroßes Märchen im und um den Riesen herum. Bevor ich allerdings durch all das Erleuchtete flanier, saus ich mit Sicherheit noch an der Kristallbar vorbei und hol mir einen Glühwein to go!
Tipp 6: Zaungast sein bei der lieblichsten Fasnacht Tirols
Tradition und Brauchtum sind vielfältig in Tirol – und so schön! Wenn ich Riten, Rituale oder spezielle Bräuche in Asien sehe, sehne ich mich immer besonders heim nach Tirol und nach dieser Kraft der Verbundenheit mit dem eigenen Land. Zum Winter gehören traditionell in Tirol die „Fasnachten“ - meine liebste davon findet schon bald wieder in Imst statt.
Die „große Variante“ in Imst ist das legendäre Schemenlaufen, das sich alle zwei Jahre mit der „Buabefasnacht“ abwechselt, die wieder am 4. Februar 2018 an der Reihe und an Zauber nicht zu übertreffen ist. Zwischen 6 und 16 Jahren sind die 400 Buben alt, die immer mit vollem Herzblut bei der Sache sind, jedes Larvle handgeschnitzt, jedes Gwandle liebevoll gefertigt und bestickt. Eleganz pur ist auch das Tanzspiel der Hauptfiguren Scheller und Roller, die sogar in ihre Kostüme eingenäht werden, damit auch alles passt und nichts verrutscht.
Ihr solltet auch unbedingt bis zum späten Nachmittag bleiben, denn das Beste kommt bekanntlich immer zum Schluss: Der „Schlusskreis“ am Imster Stadtplatz mit allen Figuren ist ein prachtvolles Bild. Und wenn dann beim „Betläuten“ die Masken fallen, liegt auch nochmal eine besondere Freude in der Luft, weil nun nicht nur ein grandioser Tag, sondern auch die kalte Jahreszeit zu Ende geht und der ursprünglichste Sinn der Fasnacht vollbracht ist: Der Frühling hat den Winter besiegt.
Freizeit-Tipps für diese Jahreszeit dann gerne für euch in meinem Frühlingsbeitrag auf diesem Blog.
Unsere Gastautorin Barbara – Exiltirolerin mit festen Wurzeln in der Heimat – berichtet in dieser Serie über ihre liebsten Freizeitaktivitäten zu jeder Jahreszeit. Was unternimmt sie selbst am liebsten, wenn sie nach Tirol kommt?