Es geht immer um Kammermusik und Virtuosität, um die Überwindung von Stilgrenzen, um intensives künstlerisches Erleben. »Musik im Riesen« in den Swarovski Kristallwelten ist ein hochkarätig besetztes Kammermusikfestival – und noch viel mehr als das.
Georg Nigls Gesang ist von reiner Poesie durchwirkt, von vergangener Machtfülle und von beklemmender Furcht: Mit Umhang, Krone und rot glitzerndem Thron ist der Bariton aus Wien der „Mad King“ George III., dem der englische Komponist Peter Maxwell Davies 1969 mit seinen „Eight Songs“ ein musikalisches Denkmal setzte.
Die extreme künstlerische Erfahrung, virtuos in Gesang und Darstellung, geht dort über die Bühne, wo normalerweise konzentrierte Arbeitsruhe herrscht, im Swarovski Business Building Brandtgut. An diesem Sonntagvormittag im Mai 2016, im lichtdurchfluteten Foyer des Bürohauses, folgen rund 200 Zuseher in atemloser Anspannung der Aufführung mit Ensemble und Sänger – und quittieren die Performance mit Applaus und Standing Ovations.
Derselbe Tag, derselbe Raum, ein neuer Eindruck
In den Abendstunden stehen der Tenor Mark Padmore und die Mezzosopranistin Victoria Simmonds auf der Bühne, begleitet vom Pianisten und Komponisten Ryan Wigglesworth. Von oben klingen Frauenstimmen als kämen sie von einer Kirchenempore. Auch diesmal stammt die Musik aus dem 20. und 21. Jahrhundert – zwei Liederzyklen von Leoš Janáček und Ryan Wigglesworth, doch das Foyer hat plötzlich etwas fast Sakrales, Inniges an sich.
Klassische Festivalatmosphäre im Forum des Riesen ...
Andere Konzerte laden ins Forum, den unterirdischen Konzertsaal des Riesen. An diesem eleganten Ort ist die Atmosphäre die eines klassischen Kammermusikfestivals: der Konzertraum, die Bar im Erdgeschoss, fein gekleidetes Publikum und der Weg, der durch den Park oder, wenn zuvor in der Blauen Halle Einführungsgespräche stattgefunden haben, durch die Wunderkammern selbst führt.
Ein All-Star-Ensemble wie Leif Ove Andsnes (Klavier), Christian Tetzlaff (Violine), Tabea Zimmermann (Viola) und Clemens Hagen (Violoncello) kann hier – beim Eröffnungskonzert von „Musik im Riesen“ 2016 – mit allen drei Klavierquartetten von Johannes Brahms funkeln. Ein Solopianist wie Till Fellner nimmt seine Zuhörer mit Konzentration, Virtuosität und Brillanz ein.