Wir bei Snohetta haben von 2013 bis 2015 intensiv am Restaurant Daniels Kristallwelten und am Spielturm und Spielplatz der Swarovski Kristallwelten gearbeitet. Da sich die (Wieder-)Eröffnung der Swarovski Kristallwelten bald zum zweiten Mal jährt, ist dies eine gute Gelegenheit, zurückzublicken. Auf die Konzepte und Ideen, die diesen ambitionierten Projekten zugrunde liegen, aber auch auf die Herausforderungen, die sich im Verlauf der Planung und Umsetzung gestellt haben. In diesem Artikel wollen wir euch ganz speziell einiges zum Spielturm und Spielplatz erzählen.
Der Spielturm der Swarovski Kristallwelten im Bau
Spielen ist ungezwungen, intuitiv, überraschend und kreativ. Diese Gedanken waren beim Entwurf des Spielturms und Spielplatzes zentral. Es gibt daher kein Aneinanderreihen einzelner Spielgeräte, sondern vielmehr unterschiedliche Spielzonen, die miteinander verbunden sind. Im Turm bedeutet das: Spielen im vertikalen Raum, wobei jede Ebene thematisch unterschiedlich besetzt ist - Ankommen und Kleinkinder im Eingangsbereich, dem ersten Stock, leichtes Rutschen und Krabbeln darüber, dann Schwingen im dritten Stock, Springen im vierten und Schweben ganz oben, im fünften Stock.
Es gibt zahlreiche Details, welche die Besucher des Turms auf den ersten Blick wahrscheinlich nicht wahrnehmen, auf die wir als Planungsteam aber besonderen Wert gelegt haben - so zum Beispiel bei der Fassade des Turms. Von außen soll hier der Eindruck eines spielerisch facettierten Kristalls entstehen.
Tatsächlich gleicht keine der 160 Glasscheiben der anderen und alle Scheiben stehen in unterschiedlichen Winkenl zueinander. Im Bauprozess mussten daher alle Einzelteile der Fassade individuell im Werk vorgefertigt und dann auf der Baustelle eingerichtet werden. Schließlich wurde jede Glasscheibe an die entsprechende Position im Turm montiert. Den besonderen Effekt dieser Kristallfassade erkennt man, wenn man auf die abwechslungsreiche Spiegelung der Umgebung Acht gibt.
3D Planung der Fassade
3D Planung der Fassade
Die fertige Glasfassade
Nähert man sich dem Spielturm, so wird ein weiteres Detail der Fassade sichtbar. Zum Schutz vor intensiver Sonneneinstrahlung gibt es eine Bedruckung der besonderen Art: 14 verschiedene Silhouetten der bekannten Swarovski Figurinen sind in zufälliger Reihenfolge auf die Glasscheiben gedruckt. Im Planungsprozess hat sich herausgestellt, dass nicht jedes Tierchen die nötigen „Qualifikationen“ dafür mitbringt. Denn um einen möglichst hohen Bedruckungsanteil zu erreichen, mussten die Silhouetten möglichst rund, oder besser gesagt: die Tierchen möglichst „dick“, sein!
Auswahl der Tiermotive für die Fassade
Die fertige Fassade des Spielturms
Man kann sich denken, dass im Spielturm viele technische Details individuell entwickelt wurden. In diesem Zusammenhang ist vielleicht das Lüftungskonzept besonders interessant. Der Turm wird nämlich natürlich belüftet, er funktioniert sozusagen wie ein großer Kamin: am Rande des Bodens neben der Glasfassade gibt es Lüftungsfenster, welche elektronisch gesteuert werden. Die Luft zirkuliert über die fassadenseitig angeordneten Lochbleche bis ins oberste Geschoss, wo sie über die Dachfenster abziehen kann. So soll im Sommer ein leichtes Lüftchen für Abkühlung sorgen.
Der Spielturm im Schnitt
Auch die Spielgeräte sind für die speziellen Situationen maßgeschneidert. Etwa die Trampoline, die eigentlich für den Bodeneinbau bei Spielplätzen gedacht sind, und durch die man im Turm beim Springen in das darunterliegende Geschoß blicken kann. Oder der ganz besondere Holzboden, den wir Wölbboden genannt haben. Dieser Boden wölbt sich nämlich nach oben und unten und so bildet sich im Zwischenraum eine besondere Holzhöhle, in die man sich ein wenig zurückziehen kann, wenn es im Turm rundgeht. Auf der Decke der Höhle kann man übrigens ausgezeichnet rutschen.
Der Wölbboden musste in einem speziellen Herstellungsprozess in drei Teilen vorgefertigt werden. Die großformatigen Einzelelemente mussten dann noch vor der Errichtung der Fassade in der Stahlkonstruktion verankert werden.
Ein ganz besonderes Element im Turm ist das beinahe 14 Meter hohe Kletternetz, das alle Spielebenen miteinander verbindet. Es braucht schon etwas Mut, um ganz oben in das Netz hineinzuklettern. Doch die Anordnung der einzelnen Seile ist so gewählt, dass ein Fallen durch das Netz unmöglich ist.
Das spektakuläre Kletternetz
Besonders wichtig war es natürlich auch, die einzelnen Spielgeräte selbst auszuprobieren und das haben wir sehr gern getan… Auf jeden Fall freuen wir uns, wenn ihr mit dem Spielturm genauso viel Spaß habt wie wir und vielleicht seht ihr nun bei eurem nächsten Besuch so manches Detail aus einem anderen Blickwinkel.
Architekt Thomas beim Testen des Trampolins
Alle Infos zum Spielturm und Spielplatz im Garten des Riesen findet ihr >> HIER.
