Wie man Kammermusik funkeln lässt ...
Bei »Musik im Riesen« geht es immer um Kammermusik und Virtuosität, um die Überwindung von Stilgrenzen, um intensives künstlerisches Erleben.
Täglich 9:00 - 19:00 Uhr,
Letzter Einlass 18:00 Uhr
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Wie es kommt, dass ein „Tirol Concerto“ von einem US-Amerikaner geschrieben, von Stuttgartern uraufgeführt, von einem Wiener ins Bild gesetzt – und so zu einem Aushängeschild Tirols wird.
Ein musikalisches Signet von Tirol, das nicht von einem Tiroler komponiert ist oder von heimischen Musikern aufgeführt wird? Im Jahr 2000 sorgte das in Tirol für einige Aufregung, auch weil damals nicht abzusehen war, wie sehr diese Musik, das „Tirol Concerto“, einmal mit dem Bild von Tirol verknüpft sein würde. Ende der 1990er-Jahre, als die Tirol Werbung dem amerikanischen Minimalisten Philip Glass einen Kompositionsauftrag erteilte, ging es aber zunächst darum, nicht nur mit Sport und den Alpen, sondern mit Kultur und international bedeutenden Künstlern zum Branding der Marke Tirol beizutragen.
Dabei – so ganz ohne Sport und Alpen kam auch diese Kooperation nicht zustande, wie sich Bettina Schlorhaufer, damals bei der Marke Tirol Management GmbH tätig, erinnert. Denn die Idee dazu kam ihr bei einem Treffen mit dem US-amerikanischen Dirigenten und Pianisten Dennis Russell Davies, der 1998 unter anderem Leiter des Stuttgarter Kammerorchesters war und mit seiner Familie in Tirol auf Skiurlaub weilte. Bei einem gemeinsamen Essen erzählte er, dass Philip Glass, ein enger Freund und künstlerischer Wegbegleiter, ein Klavierkonzert für ihn schreiben wolle. Bettina Schlorhaufer packte die Gelegenheit beim Schopf: Würde das Konzert etwas mit Tirol zu tun haben, sagte sie, dann würde sie versuchen, einen Auftrag der Tirol Werbung zu initiieren.
An den Auftrag waren bestimmte Bedingungen geknüpft: Glass sollte als Vorbereitung auf die Komposition einmal nach Tirol kommen, um sich inspirieren zu lassen, und nach Abschluss der Komposition der Tirol Werbung eine Kopie der handschriftlichen Partitur übermitteln. Von Glass’ Besuch auf dem Pillberg einschließlich Waldspaziergang existieren noch einige Schnappschüsse, unter anderem ein Bild, das den damaligen künstlerischen Leiter der Klangspuren und jetzigen Leiter von „Musik im Riesen“, den Komponisten Thomas Larcher, beim (fruchtlosen) Versuch zeigt, einige Kühe für ein Foto mit Philip Glass zusammenzutreiben.
Das Foto, mit dem die Uraufführung des „Tirol Concerto“ dann tatsächlich beworben wurde, zeigt Philip Glass und Dennis Russell Davies vor einem Kuh-Verkehrsschild – was den Dirigenten zur Frage veranlasste: „Who is the most important? The composer, the conductor or the cow?“
Die eigentliche Inspiration fand Glass aber trotzdem nicht durch die Tiroler Kühe, sondern im Notenmaterial traditioneller Tiroler Musik, das ihm Thomas Larcher zusandte – im Übrigen das erste Mal, dass Glass „echte“ Volksmusik, das Kirchenlied „Maria hilf“, in einem Werk verarbeitete und nicht selbst Musik erfand, die wie Volksmusik klingt.
An die Uraufführung des Stücks durch das Stuttgarter Kammerorchester und Dennis Russell Davies im September 2000 erinnern sich in Tirol viele: Der Aufführungsort, eine Werkhalle der Jenbacher Werke (heute GE) mit einem Zug im Bau, war spektakulär, der Andrang groß – und das Werk wurde von einem Teil des Publikums anfangs heftig abgelehnt und vielfach diskutiert, wie Bettina Schlorhaufer erzählt.
Johannes Köck von Cine Tirol erinnert sich hingegen an das spontane Zusammentreffen von Philip Glass mit dem Naturfilmer Georg Riha bei dem Konzert:
„Ich bin in besonderer Weise mit dem 'Tirol Concerto' verbunden. Philip Glass und Georg Riha haben fast zeitgleich an ihren musikalischen (Auftragskomposition 'Tirol Concerto') bzw. filmischen (Dokumentarfilm 'Glockner – Der Schwarze Berg') Projekten in bzw. für Tirol gearbeitet. Wir haben Georg Riha zur Welturaufführung des 'Tirol Concertos' in Jenbach im Rahmen der Klangspuren eingeladen. Der zweite Satz hat mich tief berührt und erschien mir äußerst geeignet, die Bilder von Georg Riha filmmusikalisch zu verstärken. Ganz spontan habe ich dann die beiden im Rahmen der Premierenfeier gefragt, ob sie ihre Werke für einen Kurzfilm der Tirol Werbung/Cine Tirol zur Verfügung stellen könnten. Die zwei Künstler haben genauso spontan zugesagt.“
Mit der Zeit wurde die Kritik weniger, das Werk entfaltete seine positive Wirkung für Tirol. 2002 erschien eine CD-Einspielung, die bald vergriffen war. 2003 führten das Stuttgarter Kammerorchester und Dennis Russell Davies das „Tirol Concerto“ im Metropolitan Museum in New York auf, und auch sonst fand es Eingang in internationale Konzertprogramme. Den größten Beitrag dazu, dass es tatsächlich mit der Marke Tirol verknüpft ist, leistete aber der Tirol-Imagefilm von Georg Riha mit Musik aus dem zweiten Satz des Konzerts. Er lief bis 2017 in den Kinos und trug das Thema buchstäblich auf Adlerschwingen als Sound von Tirol nach außen.
Und so erlebte der österreichische Filmemacher Georg Riha das erste Zusammentreffen mit Philip Glass:
„Wir haben damals anlässlich der 200 Jahre Erstbesteigung des Großglockners die 'Universum-Dokumentation Glockner – Der schwarze Berg' gedreht. Johannes Köck war hier mit Cine Tirol von Beginn an mit dabei. Die Ausstrahlung im ORF war dann auch ein großer Erfolg. Kurz darauf habe ich eine Einladung von Cine Tirol für eine musikalische Uraufführung von Philip Glass im Rahmen der Klangspuren in Schwaz erhalten. Bis dahin war mein Bezug zu Philip Glass sein für die damalige Zeit revolutionärer Ansatz der Minimal Music in Godfrey Reggios Film 'Koyaanisqatsi'. An diesem, wenn man so möchte, schicksalhaften Konzertabend im Jahr 2000 wurden wir uns vorgestellt und auf Anregung von Johannes Köck hat sich diese Symbiose ergeben. Für die gemeinsame Produktion eines Imagefilms war sofort klar: Der ganze zweite Satz des 'Tirol Concertos' ist dafür zu lang. Und Philip Glass meinte daraufhin nur: 'Kein Problem, ihr könnt kürzen, wie ihr meint. Das geht so in Ordnung.' So wurde der filmische Adlerflug sozusagen zur musikalischen Klammer im Gesamtwerk und wir haben dafür über die Jahre hindurch viele Preise und Auszeichnungen erhalten. Es war eine wunderschöne Zusammenarbeit mit Philip Glass, an die ich sehr liebevoll zurückdenke. Das einzige was mich heute noch ärgert, dass wir damals nicht schon im 4K-Format aufgenommen haben.“
Die japanische Pianistin Maki Namekawa, die das „Tirol Concerto for Piano and Orchestra“ am 25. Mai 2018 im Rahmen von „Musik im Riesen“ in der zweiten Konzerthälfte zusammen mit dem Tiroler Kammerorchester InnStrumenti unter der Leitung von Dirigent Dennis Russell Davies spielt, spricht von „beauty“, die Philip Glass damals komponiert habe. Diese reine Schönheit rührt den Tirolern so sehr ans Herz, dass sie Musik und Film inzwischen bei privaten Feiern ebenso dabei haben wollen wie bei repräsentativen Anlässen.
Johannes Köck von Cine Tirol erzählt dazu:
„Wir haben sehr viele positive Reaktionen auf den Film mit dem Titel 'Tirol – Land im Gebirg' im In- und im (fernen) Ausland erhalten, auch von Einzelpersonen, die den Film im Rahmen von Hochzeiten, Begräbnissen, Auslandssemester, Schulprojekten und vielen anderen Anlässen und Ereignissen vorgeführt haben. Den Film gibt es als TV-Spot, Kinotrailer und als 10-minütigen Kurzfilm. Speziell in den Tiroler Kinos ist der Trailer bis 2017 gelaufen und hat bis zuletzt besondere Aufmerksamkeit und Wertschätzung durch das Publikum erfahren.“
„Tirol – Land im Gebirg“ ist zu einem unverwechselbaren Tiroler Klangbild geworden:
Nur mehr wenige Tage bis zur Festivaleröffnung: Von 24. Mai bis 27. Mai 2018 feiert das Kammermusikfestival "Musik im Riesen" sein 15-jähriges Bestehen. Dem Anlass entsprechend wird ein besonders hochkarätiges und vielseitiges Programm geboten. Restkarten sind erhältlich bei allen oeticket Vorverkaufsstellen, im oeticket Center Innsbruck und auf www.oeticket.com.
Wenn du mehr erfahren möchtest über den bedeutenden Komponisten Philip Glass und seinen musikalischen Werdegang, dann wirf >> HIER einen Blick in die aktuelle Online-Ausgabe unseres Kristallwelten Magazins.