Wie man Kammermusik funkeln lässt ...
Bei »Musik im Riesen« geht es immer um Kammermusik und Virtuosität, um die Überwindung von Stilgrenzen, um intensives künstlerisches Erleben.
Täglich 9:00 - 19:00 Uhr,
Letzter Einlass 18:00 Uhr
Täglich 9:00 - 19:00 Uhr,
Letzter Einlass 18:00 Uhr
Wenn sich vier zum Quartett treffen, müssen es nicht unbedingt Kartenspieler sein – obwohl sich Erinnerungen an die Autoquartettpartien aus der Kinderzeit unweigerlich aufdrängen. Statt mit acht mal vier Karten spielen die Quartette bei „Musik im Riesen" auf vier mal vier Saiten: Streichquartette vom Barock bis heute.
Wusstet ihr, dass Arnold Schönberg nicht nur Streichquartette komponierte, sondern auch ein Kartenspiel entworfen hat? Das ist zwar schon mehr als hundert Jahre her, aber spielen könnt ihr damit immer noch: In den 1980er-Jahren neu aufgelegt, ist das Schönberg-Quartett bei Ferdinand Piatnik und Söhne bis heute erhältlich.
Hier soll es aber dennoch mehr um die Musik gehen als ums Zocken. Schließlich laden die Swarovski Kristallwelten einmal pro Jahr zum Festival mit einigen der besten Interpreten von Kammermusik. Und 2017 sind es gleich fünf Streichquartette, die zwischen 19. und 27. Mai bei „Musik im Riesen“ auftreten.
Aus dem Anlass bin ich mit Thomas Larcher, dem künstlerischen Leiter des Kammermusikfestivals, einmal der Frage nachgegangen, wie viele Streichquartette seit den Anfängen des Festivals vor 14 Jahren schon in Wattens zu Gast waren und insgesamt sind wir auf 25 Konzerte gekommen. Die Ensembles kamen aus England, Deutschland, Österreich, den USA, Spanien, Israel, Frankreich, der Schweiz und Norwegen. Unter den Veranstaltungen waren ein Jubiläumskonzert zum 30-jährigen Bestehen des Hagen Quartetts, einer der letzten Auftritte des Tokio String Quartet mit Gründungsmitgliedern und insgesamt fünf Gastspiele des Belcea Quartet. Wenn die Musiker rund um die Geigerin Corina Belcea also heuer anreisen, ist es fast schon ein bisschen so, als würden alte Freunde zu Besuch kommen und uns etwas vorspielen.
Von Johann Wolfgang von Goethe stammt der Satz zum Streichquartett: „Man hört vier vernünftige Leute sich untereinander unterhalten, glaubt ihren Discursen etwas abzugewinnen und die Eigentümlichkeiten der Instrumente kennenzulernen …“ Der US-amerikanische Komponist Charles Ives ist in einer Notiz zu seinem zweiten Streichquartett sogar noch weiter gegangen: Er bezeichnete es als „string quartet for 4 men – who converse, discuss, argue (in re ‚Politickʼ), fight, shake hands, shut up – then walk up the mountain side to view the firmament!“ Streiten, Kämpfen, Hände schütteln, Klappe halten und den Himmel betrachten – ihr seht schon: Beim Streichquartett geht es ans Eingemachte. Trotzdem ist nicht zu erwarten, dass die Spieler abgesehen vom musikalisch Notwendigen handgreiflich werden.
Bei „Musik im Riesen“ ist die Atmosphäre festlich, die Stimmung unbeschwert. Dass Ensembles wie das Belcea Quartet, das Jerusalem Quartet und das Quatuor Diotima auch ein zweites Mal oder öfter wiederkommen und dass auch das Minetti Quartett und das Kitgut Quartet die Einladung zum Konzertzyklus 2017 gerne angenommen haben, zeugt vom guten Ruf des Festivals. Mit ihnen könnt ihr in diesem Jahr quasi die Geschichte des Streichquartetts in Etappen miterleben: von den Vorläufern in der Barockmusik, die das Kitgut Quartet auf Darmsaiten und historischen Instrumenten spielt, über die berühmten Beispiele von Joseph Haydn, Ludwig van Beethoven und Franz Schubert bis hin zu den Kompositionen aus dem 20. und 21. Jahrhundert von Béla Bartok, Brian Elias oder Thomas Larcher.
Wie viel Leidenschaft, Können, emotionale Tiefe in dieser Musik stecken und wie sehr sie einen berühren kann, erstaunt mich jedes Jahr wieder, wenn ich zu „Musik im Riesen“ komme. Und jedes Jahr wieder freue ich mich über diesen Ort, an dem man als Zuhörer der Musik so nahe kommt wie an kaum einem anderen auf der Welt.
TIPP: Wenn du mehr über das „Spiel zu Viert“ erfahren und weitere Hintergrundgeschichten rund um „Musik im Riesen“ möchtest, dann klick dich rein in das aktuelle Festivalmagazin:
>> Zum Magazin