Eine Wunderkammer voller Highlights: In "The Art of Performance" reiht sich ein glanzvoller Auftritt an den nächsten. Welches Ausstellungstück für sie am meisten heraussticht, erzählt uns Redakteurin Alexandra.
Es muss Mitte 2019 gewesen sein, als ich zum ersten Mal von der geplanten neuen Wunderkammer für dieSwarovski Kristallwelten in Wattens erfuhr:
"The Art of Performance", in der Kostüme aus Filmen und von Musiker:innen ausgestellt werden. Ich war sofort Feuer und Flamme, ist doch Livemusik meine große Leidenschaft. Gänsehaut-Momente hatte ich schon in heißen, kleinen Clubs oder bei perfekt choreographierten Shows in riesigen Stadien in ganz Europa. Sport dagegen lässt mich ziemlich kalt, und bei Skirennen oder Fußballspielen zappe ich einfach weiter. Und ausgerechnet ich wähle als Lieblingsstück aus einem Lineup voller Jahrhundertkünstler nicht Elton John oder Cher, sondern eine Sportlerin. Wie konnte das passieren?
Keine Sorge, mir wurde das Trikot von Simone Biles nicht etwa zugeteilt, sondern ich habe mich bewusst für genau dieses Ausstellungsstück entschieden. Wer sie schon in Action gesehen hat, kann sich vorstellen, warum: Bei ihrer Ausstrahlung, die ihre Perfektion ganz spielerisch in noch nie dagewesene Bewegungsfolgen verpackt, wird jeder Wettkampf zu einer Show und kann sich in Punkto Emotionen durchaus mit Konzerten der ganz Großen messen.
Anmut, Charme und Perfektion
Es macht nämlich unglaublich viel Spaß, Simone Biles zuzusehen. Die Gesetze der Schwerkraft gelten für sie offenbar nicht, wenn sie auf dem Barren noch nie dagewesene Kombinationen turnt oder am Reck durch die Luft schwebt. Am liebsten sehe ich ihr aber zu, wenn sie am Boden ist. Obwohl, „am Boden“ ist relativ bei all den Saltos und Sprüngen, die ihre „schwierigste Routine der Welt“ so atemberaubend machen. Hier spüre ich am intensivsten ihre Freude, den Kontakt mit dem Publikum und mich fasziniert die perfekte und oft auch kühne Choreografie zur Musik. Der tiefe Atemzug am Beginn, das freche „uh!“ in der Mitte und der Kuss am Ende – es sind diese Elemente, mit denen sie augenzwinkernd aus ihrer Rolle ausbricht und uns Zuseher auf ihre Seite zieht.
Kurz vor den Olympischen Spielen in Tokyo im Sommer 2021 sorgte das neue Trikot der Weltklasse-Athletin für Aufsehen, genauer gesagt ein Detail am Rücken. Eine Ziege, ganz dezent gesetzt in weißen Kristallen, inmitten von gelben und orangen Strahlen – was soll das bedeuten? Inzwischen Goldie getauft, steht die Ziege, auf Englisch „goat“, für Greatest Of All Times. Simone Biles ist „the GOAT“ ihres Sports, und wer Großes vollbringt, ist auch mit Kritikern konfrontiert. Besonders auf Social Media gab es auch Stimmen, die der Turnerin ihr Selbstbewusstsein als Arroganz vorwarfen. Deshalb wollte sie mit Goldie ein Zeichen setzen, wie sie im Interview mit Marie Claire erklärt:
Goldie ist also ein Symbol für Selbstliebe und Selbstbewusstsein. Und so springt Simone Biles in der Wunderkammer über unsere Köpfe und erinnert uns daran, dass man nur so hoch hinaus fliegt, wenn man auch auf sich selbst schaut. Für den Designer Michael Schmidt, der The Art of Performance kuratiert, war es besonders wichtig, Simone Biles zu integrieren. Er sagt:
Es kann also durchaus sein, dass Sie nach dem Besuch der Wunderkammer den Rücken etwas gerader halten, den Kopf etwas höher, und inspiriert von Simone Biles, Marlene Dietrich oder Dita Von Teese in den nächsten Raum schweben.